35 Jahre Ulmer Marionettentheater
Der ganz normale Wahnsinn – oder was?
Kennen Sie das auch? Man steht in der Früh ganz ahnungslos auf und dann schlägt er zu, der Wahnsinn! Und irgendwann denkt man, man ist im falschen Film gelandet!
Da hat doch die Spielschachtel 22 Jahre lang unermüdlich gearbeitet, um Ulm als Familienregion in Sachen Kinder- und Familientheater ganz vorne mitspielen zu lassen, hat sich Mühe gegeben, die Zeichen der Zeit zu erkennen und darauf wirklich innovativ zu reagieren und hat es schließlich zu einem ansehlichen Erfolg gebracht (größtes Kinder- und Familientheater in Süddeutschland). Und plötzlich meldet sich Politik und Verwaltung zu Wort und schreien: „Verschwindet!, Ihr ward lange genug da, jetzt macht endlich Platz den anderen!“
Und alles was jetzt kommt, ist ein einziger Versuch, das, was die Spielschachtel, ihr fantastisches Team und ihr Leiter gemacht haben, so schlecht wie möglich zu schimpfen.
Aus seriösen Rechnungsvorlagen werden „Erpressungsversuche“, aus der Festanstellung der Mitarbeiter und dem Versuch, alle, die mitarbeiten, nach Möglichkeit zu bezahlen und nicht das Ehrenamt auszunutzen wird „Ausbeutung“ oder „Unfähigkeit, die Kosten zu senken“, aus dem Bestreben, den Eigenertrag der Einrichtung möglichst hoch zu halten (50 % des Umsatzes) wird „Profitgier“ und „Bereicherung“. Aus dem Neubau einer wunderschönen neuen Spielstätte, mit Spendengeldern und in freiwilliger Ferienarbeit erstellt, wird „Missbrauch von Fördergeldern“. Die über 600 000 Zuschauern in den letzten 2 Jahrzehnten werden einfältige Zuschauer, die keinen Durchblick haben und die mangels anderer Angebote dem dilettantischen Tun der Ulmer Spielschachtel ausgeliefert waren und die jetzt endlich vor den „unseriösen Machenschaften“ des Herrn Geigenberger gerettet werden müssen.
Flugs ist auch eine völlig unabhängige Jury zur Hand, requiriert aus dem Lager der Stadt- und Landestheater, deren Verband schon lange auf Ulm ein Auge geworfen hat, die das Feigenblatt zum Handeln liefert. Und die schwingt sich auf zu höchsten intellektuellen Höhen und erklärt einstimmig, dass die Spielschachtel als Theater absolut unfähig ist, das Publikum seriös und zeitgemäß zu erreichen. Die Zuschauerzahlen werden verschwiegen oder bagatellisiert, um niemanden zum Nachdenken anzuregen.
Frau Mayer-Dölle: „Die Spielschachtel hat nur deswegen so viele Zuschauer, weil sie so einen großen Saal hat“ !!!! (Gemeint ist das „Alte Theater“)
Die Politiker sind dankbar, dass sie von so kompetenten Theaterleuten endlich erleuchtet wurden, und stellen zerknirscht fest, „jetzt haben wir jahrelang dem Falschen die Zuschüsse gegeben!“ Nur die Fraktion der CDU folgt der Einladung der Spielschachtel, sich selbst Stücke des Theaters anzuschauen und kämpft heldenhaft für den vollen Erhalt des Theaters. Frau Mayer- Dölle dagegen schlägt vor, die Spielschachtel sofort im Zuschuss von Euro 115.000 auf Euro 55.000 zu kürzen, was für das Theater die Insolvenz innerhalb von 14 Tagen bedeutet hätte. (Wurde dann auf drei Jahre gestreckt: „sozial verträgliche Abwicklung“!).
Jetzt meldet sich vehement der Kreis der Betroffenen, die Besucher der Spielschachtel, zu Wort und will den Wahnsinn mit einer Elterninitiative stoppen. Frau Mayer-Dölle schwant es: „Da braut sich etwas zusammen!“ Und schon ist der Bösewicht ausgemacht: Herr Geigenberger! „Was müssen wir uns noch alles von dem gefallen lassen!“, tönt es aus Politikerkreisen. Dabei hat der nun wirklich nichts mit der Initiativgründung zu tun gehabt.
Herr Kanold faselt in der Südwest Presse vom „waidwunden Geigenberger“, was zu deutsch heißt „durch den Bauch geschossen“ und Markus Kienle von den Grünen frohlockt, dass Herr Geigenberger in Ulm sowieso nicht mehr den Fuss auf den Boden bringt, diagnostiziert die Spielschachtel und Luftikuss für endgültig tot und ist selig, dass nun in Ulm in Zukunft nur noch das Theater gespielt wird, das seinen Ambitionen entspricht, nämlich „ambitioniertes Kindertheater“. Auf diese Worthülse hat er offensichtlich das Markenrecht! Er und seine Fraktion spielen gleich noch ein bisschen Robin Hood und treten als Retter der Kultur mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit, das fantastische Theaterprojekt „Luftikuss“, eine Erfindung der Spielschachtel, das heuer zum 19. Mal begeisterte Besucher aus ganz Deutschland vorweisen kann, mit grüner Geburtshilfe, ohne die Spielschachtel, mit lauter Ehrenamtlichen, als Verein in der Art des Roxy und des Ulmer Zeltes neu zu gründen und dann mit einem entsprechenden Zuschuss auszustatten.
Da hätte dann der Fraktionsvorsitzende und Ex-Oberbürgermeisterkandidat Markus Kienle endlich auch in dieser Kultureinrichtung die Finger im Spiel. Er verkauft das übrigens als Vielfalt im Kulturleben der Stadt Ulm.
Die Elterninitiative und die Meinung des Spielschachtel- und Luftikusspublikums interessieren ihn übrigens nicht im geringsten!
Wie gesagt: Wahnsinn oder was?!
Schade für den Bürger, der mit der Spielschachtel eine bislang freie, künstlerisch unabhängige und nicht gleichgerichtete Kultureinrichtung hatte.
(Kommentar von Christoph Geigenberger, Noch Impresario)
I know of Christoph’s work and am confident that it will live on for many, many years… unlike the work of local budget cutters.
I hope the Spielschachtel can continue to inspire the growing minds of children. As some other repondents have written, they appreciate Christoph’s work years later as adults, and hope to bring their own children to it.
With deep appreciation for Christoph’s work as teacher and artist,
Debbie
Sehr geehrter Herr Geigenberger,
Heute war ich in das Alte Theater, nach viele Jahren. Ich und meine 6 jährige Tochter haben „Pettersson und Findus“ angeschaut… Ich müßte zurück in meine Erinnerungen, in den Jahren als Sie und Ihre Trupe die Reihe mit Pettersson spielten, die Schneekönigin… Es war irgendwie anders… Es hat an diese Zauber gefehlt, ich möchte nicht sagen daß Sie Heute nicht gut waren, aber hat etwas an der Hingabe gefehlt, oder haben einfach nur Sie gefehlt? Sie gehören zu der alten Schule, die die Menschen aus dem Alltag hollen können und theaterportieren in eine fantastische, märchenhafte, für eine Weile sorgenfreie Zeitabschitt.
Ist die Spielschachtel auf irgendeine Weise aktiv? Es wurde mich sehr freuen wenn Sie Ihren Können und Wissen weiter geben.